Praktische Hilfe gegen festhängende Gedanken

In diesem Artikel möchte ich dir eine Methode vorstellen, mit der du emotionale und mentale Fixierungen relativ schnell und nachhaltig auflösen kannst.

Unter Fixierungen verstehe ich dabei alle Themen, die in dir unerwünschte Emotionen und ungute Gedankenschleifen triggern, aus denen du dann nicht mehr so leicht herauskommst. Manche bezeichnen solche Zustände auch als Gedankenkreisen, andere als Kopfkino oder Grübelzwang.

Nehmen wir zwei klassische Beispiele für eine solche fixierte Aufmerksamkeit: unglücklich verliebt sein und gekränkt sein. Vielleicht warst du ja selbst schon irgendwann einmal unglücklich verliebt. Dann erinnerst du dich sicher, dass du damals eine ganze Weile lang zwanghaft an die geliebte Person denken musstest und dich dabei grauenhaft fühltest. Ähnlich dürfte es auch immer wieder gewesen sein, wenn du von jemandem gekränkt worden bist. Wahrscheinlich spieltest du dann jeweils stunden- bis tagelang in Gedanken durch, wie du auf diese Kränkung hättest reagieren können oder wie du dich an der entsprechenden Person möglicherweise in Zukunft noch rächen könntest.

Typischerweise scheinen unsere Gedanken in solchen Situationen ein regelrechtes Eigenleben zu haben. Sie drängen sich uns geradezu auf und zwingen uns, immer weiter an das gleiche unangenehme Thema zu denken. Dass wir uns in solchen Situationen schlecht fühlen, ist unter diesen Umständen unvermeidlich.

Nun scheint es so zu sein, dass die meisten Menschen keine konstruktiven Möglichkeiten kennen, um mit Phasen fixierter Aufmerksamkeit umzugehen. In der Regel wählen sie stattdessen irgendwelche Vermeidungsstrategien, mit denen sie sich von ihren unangenehmen Gedanken und Gefühlen ablenken. Diese Strategien sind jedoch meist ziemlich nutzlos und manchmal, wie im Fall von Alkohol- oder Drogenkonsum, sogar äußerst schädlich.

Viel besser und zielführender ist es dagegen, sich den schmerzhaften Themen zu stellen. Da dies leichter gesagt ist als getan, kann es ausgesprochen hilfreich sein, geeignete Strategien oder Methoden zu kennen, mit denen dieses „Sich Stellen“ in die Tat umgesetzt werden kann.

Einige der besten Methoden dieser Art stammen dabei meiner Meinung nach aus dem Feld der Energiepsychologie, wobei ich in meiner Praxis jene bevorzuge, die von Zivorad Slavinski und seinen Schülern entwickelt wurden.

Die folgende Methode stammt jedoch nicht von Slavinski, sondern möglicherweise von Harry Palmer, in dessen Buch „Resurfacing“ sie beschrieben wurde.

Es handelt sich dabei um eine besondere Form der Polaritäten-Integrations-Methoden, wobei der eine Pol von der unerwünschten inneren Erfahrung gebildet wird und der andere von den realen Objekten der Welt.

Die Methode funktioniert folgendermaßen:

  1. Wähle ein Problemthema, an dem deine Aufmerksamkeit festhängt (z.B. „Ich bin unglücklich in Susi verliebt“, „Ich bin stinksauer auf Peter, weil er gestern schon wieder zu spät zu unserer Verabredungen erschienen ist“, „ich habe Angst vor einer Ansteckung mit Corona“, etc.)
  2. Wechsle nun zwischen den folgenden Phasen hin und her:
  3. Beschreibe dein Problemthema in allen Einzelheiten, bis du völlig darauf fokussiert bist (ein paar Sätze genügen meist)
  4. Dann ziehe deine Aufmerksamkeit von deinem Problemthema ab und richte sie stattdessen auf irgendeinen Gegenstand in deiner Umgebung (z.B. eine Uhr, eine Lampe, den Vorhang etc.). Beschreibe diesen nun in allen Einzelheiten so lange, bis du dich vollständig von deinem Problemthema gelöst hast.
  5. Dann wechsle mit deiner Aufmerksamkeit wieder zu Punkt a und wiederhole den Wechsel zwischen a und b so lange, bis du feststellst, dass du keine emotionale Ladung mehr auf dein Problemthema hast. Dies kann zwischen einigen Minuten bis zu einer Stunde dauern. Selten jedoch länger.

Die Methode mag auf den ersten Blick zwar unspektakulär erscheinen, lohnt jedoch die Mühe. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass man mit ihr sogar tief verwurzelte Ängste und bedrohliche Gefühle wie im Fall traumatischer Erinnerungen lindern oder gar völlig auflösen kann.

Allerdings würde ich dir dringend empfehlen, dich bei solch heftigen Themen von einer anderen Person durch den Prozess führen zu lassen, die sich mit der Arbeit an traumatischen Erfahrungen auskennt. Bei nicht traumatischen Themen kannst du dich jedoch auch problemlos alleine durch den Prozess navigieren. Für ein gutes Ergebnis ist es allerdings wichtig, dass du dich während des Prozesses so vollständig wie möglich auf die geforderte Aufgabe einlässt und so wenig Widerstand gegen die negativen Gefühle hegst, wie möglich.

Probiere es doch einfach mal aus.

Falls du dir für die Bearbeitung deiner Problemthemen jedoch Unterstützung wünschst oder Methoden wie die eben beschriebene von einem Experten erlernen möchtest, dann bist du herzlich willkommen, dich bei mir zu melden.

Mit besten Grüßen aus München,

Michael

 

 

Quelle: Palmer, H. (2005). „Resurfacing.“  J. Kamphausen Verlag, Bielefeld (8. Auflage)