Eine Vielzahl von Studien konnte belegen, dass schöne Erlebnisse für unsere Lebensqualität und unser Glücksniveau wertvoller sind als der Erwerb neuer Besitztümer.
Dies sollte eigentlich nicht weiter verwunderlich sein, da sowohl Genießen als auch Freude empfinden ebenfalls in den Bereich des Erlebens fallen. Erlebnisse bieten uns Erfahrungen, an denen wir reifen und die uns schließlich zu den Personen werden lassen, die wir sind. Im Endeffekt sind unsere Persönlichkeiten nämlich nichts anderes als die Summe unserer Erfahrungen und nicht die Summer unserer Besitztümer. Letztere befinden sich stets außerhalb unserer Persönlichkeit und können uns (potenziell) jederzeit genommen werden. Unsere Erfahrungen dagegen sind Inhalte unserer Erinnerung und Bestandteile unserer jeweiligen Eigenart, die uns nur durch die Zerstörung unserer Persönlichkeit abhandenkommen können.
Aus diesem Grund macht es viel Sinn, in Dinge zu investieren, die uns neue und wertvolle Erfahrungen ermöglichen, wie z.B. Musikinstrumente, eine Kletterausrüstung oder ein Aquarellmalset. Dabei sei natürlich vorausgesetzt, dass wie diese Dinge auch mit Freude regelmäßig verwenden. Weitere Möglichkeiten für unmittelbare Erlebnisse wären etwa der Besuch eines Koch-, Tanz- und Meditationskurses oder von Selbsterfahrungsworkshops jeglicher Art.
Die Überlegenheit, die Erfahrungen gegenüber käuflichen Gegenständen für unser Glückserleben haben, hat dabei vielerlei Gründe.
So gewöhnen wir uns z.B. sehr schnell an neue Objekte und nehmen sie schon nach kurzer Zeit kaum noch als etwas Besonderes wahr. Denke nur einmal an irgendein Möbelstück, eine schöne Jacke oder eine dekorative Figur, die eines deiner Bücherregale ziert. Unmittelbar nach dem Neuerwerb hattest du sicher Freude daran. Doch was nützt sie dir jetzt, wenn es dir langweilig ist oder du niedergeschlagen bist?
Gegenstände altern auch anders als Erfahrungen. Sie unterliegen der Abnutzung oder gefallen uns irgendwann einfach nicht mehr, da sich unser Geschmack mittlerweile verändert hat. Schöne Elebnisse dagegen bleiben uns in der Regel erhalten und gewinnen für uns mit der Zeit oft sogar noch an Bedeutung und Wert. So erzählen wir vielleicht noch nach 50 Jahren in aller Ausführlichkeit von unseren schönsten Abenteuern und Erlebnissen und können uns sie auf diese Weise immer wieder an ihnen erfreuen. Von früheren Einkäufen und Erwerbungen sprechen wir dagegen weit seltener, so dass uns diese auf Dauer auch nicht so viel Freude bereiten können.
Ein weiteres Minus von Besitztümern und Gegenständen besteht darin, dass wir diese stets mit anderen Gegenständen vergleichen, die wir hätten haben können bzw. die andere haben und die uns noch besser gefallen würden als diejenigen, die wir gekauft haben. Diese Tendenz ist bei Erlebnissen weit weniger stark ausgeprägt, so dass letztere sowohl dem Zahn der Zeit als auch der direkten Entwertung durch vorgenommene Vergleiche widerstehen. Nehmen wir als Beispiel eine Erinnerung an eine wundervolle Nacht mit einer Frau. Diese Erinnerung ist auch dann noch wundervoll, wenn ich weiß, dass andere Männer Nächte mit noch schöneren Frauen verbracht haben. Habe ich mir jedoch irgendwann einmal ein neues Auto geleistet, ist es sehr viel wahrscheinlicher, dass meine Begeisterung dafür inzwischen gesunken ist, insbesondere da es bestimmte Mängel hat und andere Leute viel tollere Autos haben als ich.
Was Erfahrungen für uns außerdem noch wertvoller macht als Gegenstände ist die Tatsache, dass wir Erfahrungen in der Regel sehr viel häufiger mit anderen Menschen teilen als Gegenstände. So fördern gemeinsame Erfahrungen unsere Beziehungen zu jenen, die uns wichtig sind. Solche Beziehungen sind aber ihrerseits wichtige Quellen für unser Wohlbefinden und unsere Lebenszufriedenheit.
Abgesehen von all diesen Vorzügen sind Dinge für uns besonders wertvoll, wenn wir uns für sie anstrengen müssen, für sie über unseren Schatten springen zu müssen und sie trotz aller Schwierigkeiten und Anstrengungen dann schließlich doch noch erreichen. Aus diesem Grund kann es auch so außerordentlich befriedigend sein, einen Berg zu besteigen, Gleitschirmfliegen zu lernen, an ferne exotische Orte zu reisen und Herausforderungen jeglicher Art zu bewältigen.
All diese Punkte zeigen, dass schöne Erlebnisse für unser Wohlbefinden und Glückserleben weit wertvoller sind als Besitztümer. Dies ist besonders für all jene wichtig zu wissen, die nur über geringe finanzielle Mittel verfügen.
Natürlich können wir auch aus materiellen Gegenständen große Freude und Glücksgefühle ziehen. Dies jedoch hauptsächlich dann, wenn wir sie für Erlebnisse nutzen. Wenn wir mit dem neuen Motorrad etwa ausgedehnte Spritztouren mit einer Freundin oder einem Freund unternehmen, ist dieser Kauf tatsächlich eine gute Investition zur Steigerung unserer Lebensfreude. Das gleiche könnte durch den Erwerb einer Spielekonsole der Fall sein, durch die sich uns schier unendliche Möglichkeiten für Aufregung und Ablenkung erschließen.
Sowohl ein auf diese Weise genutztes Motorrad als auch eine Spielekonsole können uns später in Momenten der Langeweile und Niedergeschlagenheit helfen, unsere Befindlichkeit wenigsten vorübergehend wieder zu verbessern. Dies ist mit Besitztümern, die uns keine dauerhaften Erlebnismöglichkeiten bescheren, dagegen nicht möglich.