Verbessere deine Partnerschaft durch wesentliche Gespräche

In der Literatur kursieren Studien, die darauf hinweisen, dass Paare nach einigen Jahren Beziehung nur noch wenige Minuten täglich miteinander über Themen sprechen, die über die Absprachen des Alltags und Smalltalk hinausgehen. Oft fehlt einfach die Zeit dafür, oder man glaubt, den Partner eh schon in und auswendig zu kennen und genau zu wissen, wie der andere tickt. Auf Dauer ist dieser Zustand jedoch katastrophal für jede Partnerschaft und tötet jegliche Intimität.

Ein Aspekt glücklicher Beziehungen ist nämlich genau dieses wesentliche „Miteinander-Reden” – das Sprechen über das, was einen gerade beschäftigt, über Wünsche, Hoffnungen, Befürchtungen, Erwartungen und Ängste.

In der Anfangszeit einer Beziehung sind wir noch neugierig aufeinander, wollen alles voneinander wissen und einander kennen lernen. Wir reden stundenlang miteinander und genießen das Gefühl, dass sich unser Gegenüber für uns interessiert und unseren Selbstmitteilungen lauscht. Wir berichten bereitwillig von unseren Erfahrungen, Wünschen und Träumen, wodurch immer mehr Nähe und Vertrautheit entsteht.

Im Prozess des Kennenlernens bilden wir uns  jedoch bald ein fixes Bild vom anderen und der Reiz des Neuen versiegt. Früher oder später kommt es dann unweigerlich zu verschiedenen Kränkungen und unsere gemeinsamen Gespräche werden oberflächlicher oder konflikthafter. Mit der Zeit wird dann vieles nicht mehr ausgesprochen, um unangenehme Stimmungen zu vermeiden.  Empfindungen und Wünsche werden dann immer seltener mitgeteilt. Mit der zunehmenden Sprachlosigkeit kommt es aber auch häufig zu Lustlosigkeit. Auf dem Boden ungeklärter Erwartungen und Verletzungen wird die Gemeinsamkeit von der Last des Ungeklärten erstickt. Wir beginnen, uns in der Partnerschaft unwohl oder allein zu fühlen und verlieren damit genau das, was uns am Anfang der Beziehung so gut getan hat.

Eine sehr schöne Möglichkeit, dieser Sprachlosigkeit entgegen zu wirken, besteht darin, sogenannte wesentliche Gespräche in die Beziehung einzuführen.

Diese wesentlichen Gespräche, von Michael Lukas Moeller entwickelt und von diesem „Zwiegespräche“ genannt, eignen sich besonders gut für Paarbeziehungen, können aber genauso gut mit anderen wichtigen Bezugspersonen geführt werden.

Wichtig an diesen Gesprächen ist jedoch, dass sie kein einmaliges Unterfangen darstellen sollten, sondern vielmehr regelmäßig durchgeführt werden, z.B. einmal pro Woche oder einmal pro Monat für die Dauer von 60-90 Minuten. In dieser Zeit sollte man mit dem Partner ungestört sein und einander im Idealfall ansehen.

Bei Zwiegesprächen geht es darum, wieder von sich selbst zu erzählen. Dem anderen mitzuteilen, was einen derzeit am meisten bewegt. Dies geschieht in der Form von Ich-Botschaften, z.B. wie ICH mich, den Partner, die gemeinsame Beziehung und mein Leben erlebe. Was mich innerlich beschäftigt, was mir gefällt, was ich mir wünsche, was ich fürchte. Dem/der anderen steht es dabei frei, im Rahmen des Zwiegesprächs darauf zurückzukommen. Jeder malt also ein Selbstportrait von sich, an dem er den anderen teilhaben lässt.

Dabei gibt es bestimmte Spielregeln, die unbedingt eingehalten werden sollten. Die ersten 10-15 Minuten spricht der eine, dann der andere. Immer im Wechsel bis jeder 3x dran war. Das ergibt dann 60-90 Minuten Gesamtzeit, je nachdem ob man 10 oder 15 Minuten lange Redeblöcke vereinbart. Nach dem Zwiegespräch wird erst einmal weder nachkommentiert noch weiter über die Themen gesprochen.

Während des Zwiegesprächs sollten keine Fragen gestellt werden, keine Kommentare und keine Ratschläge abgegeben werden. Wenn der eine spricht, schweigt der andere und unterbricht den Partner auf keinen Fall. Wenn einer nichts zu sagen hat, dann sagt er einfach nichts. Das Zwiegespräch beinhaltet keinen Offenbarungszwang. Beide sind frei in der Wahl ihres Themas und sagen jeweils nur das, wozu sie bereit sind.

Wichtig ist auch, dass dabei jeder bei sich bleibt. Vorwürfe an den anderen oder Unterstellungen sind nicht erlaubt.

Bei alledem sollte auf die zeitliche Struktur geachtet werden. Die Zeiten sollten weder verkürzt noch verlängert werden. Die Regelmäßigkeit der Gespräche ist dabei ein Geheimnis ihres Erfolges.

Außer der Frage “Was beschäftigt mich im Moment am stärksten” empfiehlt Michael Lukas Moeller auch folgende Themen:

1.Meine besten Liebesbedingungen

2.Meine größten Ängste

3.Meine wesentlichsten Ziele

4.Mein Neid

5.Meine Rivalität mit dir

6.Unsere Gleichbelastung in Haus und Beruf

7.Mein Selbstwertempfinden

8.Unsere ersten drei Minuten

9.Meine ungelebte Trauer

10.Meine größten Schwächen

11.Unser heißestes Eisen

 

Probiere es aus, es lohnt sich!