Stufen der spirituellen Entwicklung

Als großer Freund von Entwicklungsmodellen möchte ich Euch in diesem Artikel eine Modell vorstellen, das die Persönlichkeitsentwicklung im Bereich der Spiritualität beschreibt und auf der indischen Vedanta Philosophie basiert.

Als Bezeichnung für die höchste kosmische Intelligenz verwende ich den Begriff „Gott“. Ihr könnt diesen Begriff aber auch gerne durch die Begriffe „Tao“, „Dharma-Feld“, „Universum“, „Ishvara“ oder jeden anderen ersetzen, wenn euch das lieber ist.

Hier aber nun die Stufen:

Entwicklungsstufe 1:

Auf der niedrigsten spirituellen Entwicklungsstufe identifizieren wir uns vollständig mit unserem Ego. Dem entsprechend interessieren wir uns auch nur für die Dinge, Liebesobjekte, Genüsse, Lebensumstände und Erlebnisse, die ein jedes Ego begehrt. Auf dieser Stufe hängen unsere Lebenszufriedenheit und unser Glückserleben ausschließlich davon ab, ob es uns gelingt, zu bekommen was wir wollen und vermeiden zu können, was wir nicht wollen. Wenn alles so läuft wie wir uns dies wünschen, sind wir glücklich und wenn die Dinge nicht so laufen wie wir uns dies wünschen, sind wir gestresst und unglücklich. Viele Menschen verbringen ihr ganzes Leben auf dieser Stufe und geben sich damit zufrieden.

Entwicklungsstufe 2:

Manche von uns erkennen aber irgendwann, dass die Dinge nicht wirklich unserer eigenen Kontrolle unterliegen. Dies ist so, da das Dharma-Feld (oder Gott, das Tao, das Universum etc.) die Konsequenzen all unserer Handlungen (auch derer, die wir früher einmal ausgeführt haben) als Ergebnisse an uns zurückgibt. Dies nennt man in Indien „Karma“. Wir bekommen also nicht was wir wollen, sondern was wir uns verdient haben. So beginnen wir auf dieser Stufe damit, Gott (bzw. die spirituellen Prinzipien, die im Tao, im Universum, im Dharma-Feld etc. wirken) in die Gleichung mit einzubeziehen, da die Dinge schließlich von Gott kommen. Wir befolgen nun also das Gesetz der Anziehung, üben Affirmationen und Visualisierungen, sprechen Gebete und Mantren oder führen irgendwelche Rituale aus. Allerdings tun wir dies auch wieder nur mit dem Ziel, die Dinge, Liebesobjekte, Lebensumstände oder Erfahrungen zu bekommen, die sich unser Ego wünscht. Dies ist das typische Level der New Age Bewegung und auch die Stufe, auf der sich die meisten religiösen und spirituellen Menschen dieser Welt befinden.

Entwicklungsstufe 3:

Dann gibt es aber auch einige, die für sich erkannt haben, dass es besser ist, im Einklang mit dem Lauf der Dinge zu leben und zu akzeptieren, was Gott (das Tao, das Schicksal, das Dharma-Feld etc.) ihnen gibt, als nach Dingen zu gieren, die sich ihr Ego wünscht. Diesen Menschen wird es zunehmend wichtig, das Richtige zu tun und sie vertrauen darauf, das zu bekommen, was gut und richtig für sie und ihre Entwicklung ist. Dabei hoffen sie aber trotzdem noch immer darauf, dass sich die Wünsche ihres Egos erfüllen mögen. In diese Kategorie fallen die vielen religiösen und spirituellen Menschen, denen es ein Anliegen ist, Gutes zu tun und ein rechtschaffenes Leben zu führen.

Entwicklungsstufe 4:

Auf der nächsten Stufe der spirituellen Entwicklung erkennen die Sucher, dass ihnen die Gaben Gottes gar nicht mehr wirklich wichtig sind. Vielmehr wollen sie Gott nun persönlich kennenlernen. Sie können erkennen, dass dies nur möglich ist, wenn sie ihren Geist auch zur Gotteserkenntnis bereit machen. Da es sehr schwierig ist, zu verstehen, was Gott ist und wie er die Welt lenkt und erschafft, werden die Sucher nun zu „Karma Yogis“. Sie beten oder meditieren, lesen spirituelle Literatur, praktizieren Akte der Nächstenliebe und opfern Gott die Früchte ihrer Handlungen. Auf diese Weise bringen sie Gott ihre Energie in Form ihrer Taten dar. Dies neutralisiert all ihre Ängste sowie ihr Begehren nach Dingen und Erlebnissen. Und ihr Geist wird dadurch allmählich ruhig und klar. Auf dieser Stufe befinden sich viele der mehr oder weniger fortgeschrittenen spirituellen Sucher dieser Welt.

Entwicklungsstufe 5:

Wenn ihr Geist durch die Devotion und Hingabe an Gott bzw. das gesamte Feld der Existenz ruhig geworden ist, wollen spirituelle Sucher in der Regel nur noch Gott kennenlernen. Ihnen wird klar, dass Gott alles ist was es gibt, so dass alles was von Gott kommt göttlich ist und mit Liebe akzeptiert werden sollte. Hier betreten die Sucher nun die Welt der Non-Dualität. Und wenn sie diese ernst nehmen, macht es irgendwann keinen Unterschied mehr für sie, ob sie bekommen was ihr Ego will oder ob sie etwas bekommen, was ihr Ego nicht will. Und es macht auch keinen Unterschied mehr für sie, ob sie selbst die Dinge bekommen, die sich alle Egos so sehr wünschen, oder ob andere sie bekommen. Schließlich sind die anderen nur Spiegel ihrer Selbst bzw. nach außen projizierte Aspekte des gleichen Selbstes, dessen Projektion auch ihre Körper und ihre Egos sind. Hier erkennen die Sucher schließlich Schönheit und Hässlichkeit als Einheit, Gewinn und Verlust als Einheit, Güte und Böses als Einheit, was für alle Menschen auf den früheren Stufen eine schwer zu knackende Nuss darstellt. Diese Stufe ist den fortgeschrittenen spirituellen Suchern vorbehalten.

Entwicklungsstufe 6:

Menschen, die diese Stufe der spirituellen Entwicklung erreicht haben, lieben Gott, den sie als ihr eigenes Selbst erkennen, und die gesamte Schöpfung, egal ob darin scheinbar gute oder schlechte Dinge geschehen. Diese Liebe beinhaltet somit alles was ist. Ihr Lohn ist die tiefste Form des Friedens und der Erfüllung. Auf dieser Stufe finden sich die wenigen selbstverwirklichten und „erleuchteten“ spirituellen Meister, die uns allen eine Quelle der Inspiration sind.

Viele spirituelle Menschen schwanken zwischen zwei oder gar mehreren dieser Stufen hin und her. Dies ist unvermeidlich, solange sie ihre egoistischen Begierden und Wünsche nicht hinreichend ablegen können.

Laut Vedanta und einigen großen spirituellen Meistern können wir unsere spirituelle Entwicklung jedoch beschleunigen, indem wir (1) lernen, zu handeln, ohne auf die Früchte unserer Handlungen zu schielen; (2) ein auf ethischen Werten basierendes Leben führen; (3) regelmäßig spirituelle Praktiken üben und spirituelle Literatur lesen; (4) die Gesellschaft von spirituellen Meistern suchen; und wenn möglich, (5) so oft wie möglich non-duale Erfahrungen machen.

Letzteres ist mithilfe von PEAT und der verschiedenen Polaritäten-Integrations-Methoden leichter umsetzbar denn je. Für sich alleine gesehen wird dies jedoch nicht ausreichen, um unsere Ängste und Begierden wirklich loszuwerden und die oben beschriebenen spirituellen Entwicklungsstufen 5 und 6 zu erreichen.

Mit besten Grüßen aus dem schneebedeckten München,

Michael Hoffmann