Releasing, mystische Erfahrungen und psychotrope Substanzen

Im heutigen blogpost möchte ich über mystische Erfahrungen schreiben. Du magst dich vielleicht fragen, was mystische Erfahrungen mit Releasing zu tun haben. Und die Antwort lautet: sehr viel, allerdings auf eine andere Art als Releasing Methoden. Bei der Anwendung von Releasing Methoden greifst du irgendein Thema auf, das spontan Ladung in dir aktiviert. Dann stellst dich freiwillig dieser Ladung, die in der Regel aus problematischen inneren Reaktionen besteht, tust dies im Rahmen eines erprobten Prozesses und löst sie dadurch im Idealfall auf. Wenn du dies häufiger tust, wirst du dich dadurch verändern, wirst ausgeglichener, gelassener, weniger belastet und weniger reaktiv werden.

Leider sind den Möglichkeiten der Einflussnahme auf diesem Weg jedoch gewisse Grenzen gesetzt, die mit mehreren Faktoren zu tun haben. Einer dieser Faktoren liegt an den Methoden selbst und ein anderer an den eigenen Abwehrmechanismen, da diese nicht beliebig vollständig ausgeschaltet werden können.

An diesem Punkt kommen mystische Erfahrungen ins Spiel. Sie haben eine transformative Kraft, die mit fast nichts auf der uns bekannten Welt verglichen werden kann. Und sie haben die Power, unsere Abwehrmechanismen vorübergehend völlig zum Schweigen zu bringen, so dass sie uns in viel tieferen Schichten unseres Seins berühren als irgendetwas sonst. Aus diesem Grund sind mystische Erfahrungen seit jeher eines der großen Wunder, die uns auf dem spirituellen Pfad wie wundervolle Blumen am Wegesrand begegnen können.

Wenn sie tief genug sind, werden sie unser Weltbild für immer verändern und unsere spirituelle Suche auf ein solideres Fundament stellen. Dies gilt übrigens nicht nur für mystische Erfahrungen, die im Zusammenhang mit meditativer oder religiöser Praxis auftreten. Auch jene mystischen Erfahrungen, die durch Psychedelika ausgelöst wurden, können zu dauerhaften positiven Veränderungen in unserer Weltsicht, unserer Persönlichkeit und unserem Gehirn führen. Dies zumindest belegen die aktuellen Forschungsergebnisse mit Psychedelika.

Aber kommen wir erst einmal zu mystischen Erfahrungen an sich.

Was sind die typischen Merkmale einer mystischen Erfahrung?

🔹 1. Gefühl der Einheit oder Auflösung des Selbst

  • Das Gefühl, mit allem verbunden oder eins mit dem Universum/Gott/Natur zu sein.
  • Aufhebung der Grenzen zwischen „Ich“ und „Nicht-Ich“.

🔹 2. Transzendenz von Zeit und Raum

  • Zeitgefühl und Raumwahrnehmung verschwinden oder verändern sich stark.
  • Gefühl, in einer „ewigen Gegenwart“ oder „jenseits der Welt“ zu sein.

🔹 3. Unaussprechlichkeit (Ineffabilität)

  • Schwierigkeit oder Unmöglichkeit, das Erlebte in Worte zu fassen.
  • Sprache scheint unzureichend, um das Erlebnis zu beschreiben.

🔹 4. Noetische Qualität

  • Das Gefühl, eine tiefe Wahrheit oder Erkenntnis zu erhalten.
  • Nicht nur emotional, sondern auch intellektuell bedeutsam – als hätte man eine „höhere Wahrheit“ erkannt.

Welche Arten mystischer Erfahrungen gibt es?

Während die Inhalte mystischer Erfahrungen oft einzigartig und unbeschreiblich sind, gibt es aus der Forschung inzwischen viele Hinweise darauf, dass es zwei grundsätzlich verschiedene Arten dieser Erfahrungen gibt:

  1. Wilde und ekstatische Erfahrungen mit einem sehr hohen Aktivierungsgrad des Nervensystems in Folge einer massiven Störung der Homöostase bzw. der Selbstregulierung des Organismus.
  2. Ruhige und friedvolle Erfahrungen mit einem sehr niedrigem Aktivierungsgrad des Nervensystems, die durch eine Intensivierung der Lebensenergie bei gleichzeitiger Beruhigung der selbigen ermöglicht werden.

Mystische Erfahrungen des ersten Typus treten in der Regel nur dann auf, wenn das Nervensystem außergewöhnlichen Belastungen ausgesetzt wird. Die Auslöser hierfür können z.B. Unfälle, schwere Krankheiten, Übermüdung, Hunger, Unterkühlung, Schockerlebnisse, massive Erschöpfung, Drogenräusche oder Nahtoderfahrungen sein.

Ruhige und friedvolle mystische Erfahrungen stehen dagegen häufig im Zusammenhang mit tiefer meditativer Versenkung. Häufig treten sie aber auch ohne erkennbaren Auslöser spontan auf.

Mystische Erfahrungen können dabei sehr unterschiedlich tiefgreifend sein. 

Schwache mystische Erfahrungen:

Wer eine eher leichte mystische Erfahrung macht, wird vorübergehend vom „Alles für selbstverständlich halten – Syndrom“ und vom „Autopilotmodus“ befreit. Man sieht die Welt mit all ihren Objekten also plötzlich so, als würde man sie zum ersten Mal sehen. Die Frische der Wahrnehmung lässt dabei jedes Objekt faszinierend und schön erscheinen. Möglicherweise hat man sogar den Eindruck, die Gegenstände würden von innen her leuchten.

Gleichzeitig fühlt man sich deutlich lebendiger als sonst. Man hat den Eindruck, von Energie durchflutet und von einer höheren Kraft berührt zu werden. Innere Konflikte, Sorgen, Ängste und Zweifel verschwinden vorübergehend und weichen dem Eindruck, dass die Welt trotz all ihrer Probleme auf eine eigentümliche Weise perfekt ist.

Begleitet wird dies alles von Gefühlen des Wohlwollens und des Mitgefühls mit allen Lebewesen. Man wird also offener und toleranter.

Leichte mystische Erfahrungen unterscheiden sich vom Alltagsbewusstsein somit in mehrere Hinsichten. Die Welt ist plötzlich kein unwirklicher und lebloser Ort mehr, sondern durch und durch wirklich und lebendig. Das Leben scheint nicht länger sinnentleert und gleichgültig zu sein, sondern voller Bedeutsamkeit, innerer Harmonie und von Wohlwollen durchdrungen. Statt innerer Unzufriedenheit wird ein Gefühl des Friedens und der Freude erlebt.

Als Folge derartiger Erfahrungen fühlt man sich stärker in der Gegenwart verankert, da man weniger über frühere Fehler nachdenkt, sich weniger Sorgen macht und im Angesicht von Problemen weniger nervös wird. Insgesamt ist man danach für eine Weile glücklicher und zufriedener mit dem eigenen Leben, toleranter, offener sowie empathischer und freundlicher.

Während wohl ein großer Prozentsatz der Menschen bereits eine oder mehrere solcher leichten Erweckungserfahrungen gemacht hat, sind stärkere oder gar sehr starke Erweckungserfahrungen nur sehr wenigen Glücklichen vorbehalten.

Starke mystische Erfahrungen:

Bei starken Erfahrungen ist man von der Erkenntnis durchdrungen, dass es in dieser Welt keinen leeren Raum gibt. Alles ist beseelt und von Energie oder Geist durchdrungen. Dadurch erlebt man die Welt und ihre Objekte automatisch als heilig bzw. göttlich.

Man erkennt zweifelsfrei, dass die Essenz des eigenen Seins zugleich auch die Essenz von allem anderen ist. Die zugrundeliegende Einheit allen Seins wird jedoch nicht nur als theoretisches Konzept verstanden, sondern tatsächlich erlebt.

Darüber hinaus wird einem schlagartig bewusst, dass das, was man bisher für das eigene Selbst hielt – jenes ständig denkende Ich mit seinen nie endenden Sorgen und Wünschen – nur ein illusionäres und begrenzendes Pseudo-Selbst ist, das die eigene Psyche für seine Zwecke vereinnahmt hat. Gleichzeitig ist man dabei plötzlich in einem wesentlich stabileren und zugleich grenzenlosen Selbst verankert, das weder Angst noch Sorgen kennt und nicht ständig um Aufmerksamkeit heischt.

Starke mystische Erfahrungen werden in der Regel außerordentlich intensiv und mit außergewöhnlicher Klarheit erlebt. Sie gehen mit einer völlig neuen Art des Verständnisses für die Dinge einher.

Die Folge ist, dass sich danach sowohl das Leben, das Denken, die Wahrnehmung und das Verhalten tiefgreifend und für immer verändern. Diese Veränderung im Erleben und in der Persönlichkeit spiegelt sich auch in einer dauerhaften Veränderung im Gehirn der betroffenen Person wider. 

Welche bewusstseinserweiternden Substanzen ermöglichen mystische Erfahrungen:

Die Substanzgruppe, die mystische Erfahrungen für jeden zugänglich macht, ist die der Psychedelika, denen bereits seit Jahrtausenden eine besondere Kraft nachgesagt wird. Sie wurden in vielen Kulturen dazu benutzt, um Kontakt zu den Göttern oder anderen Dimensionen aufzunehmen und haben das Potenzial, die Weltsicht des Konsumenten nachhaltig in eine spirituelle Richtung zu verändern, indem sie ihm völlig neue Horizonte eröffnen. Allerdings ist die Wirkung von psychedelischen Drogen kaum vorhersehbar und die Gefahr von Horrortrips oder drogeninduzierten Psychosen kann nicht wirklich ausgeschlossen werden. 

Einige der berühmtesten Psychedelika sind LSD, Psilocybinhaltige Pilze, DMT (wie z.B. in Ayahuasca enthalten) und Meskalin. In der klinischen Forschung werden derzeit aber auch der Nutzen von Ketamin und MDMA untersucht und klingen vielversprechend, wenn es um die Therapie von posttraumatischen Belastungsstörungen geht.

Wie wirken Psychedelika:

Einer der führenden Forscher in diesem Gebiet hat die Wirkungsweise mit folgender Analogie beschrieben:

„Stelle dir eine schneebedeckte winterliche Landschaft im Flachland vor. Alles ist verschneit und du willst nun mit Skiern von einem Ort zum anderen gehen. Dann ist dies natürlich sehr anstrengend, da du dich durch den tiefen Schnee vorankämpfen und erst einmal eine Spur legen musst. Wenn du den gleichen Weg nun erneut gehen willst, wirst du höchst wahrscheinlich derselben Spur folgen, die du zuvor durch den Schnee gezogen hast. Schließlich ist dies einfacher, als eine neue Spur durch den Tiefschnee zu ziehen. Folgst du dieser Spur nun immer wieder, dann gräbt sich diese immer tiefer in die Schneelandschaft ein und wird dadurch zu einer Art Loipe, in der du leicht und schnell vorankommst. Stelle dir nun vor, dass eines Tages eine Pistenraupe durchs Gelände fährt und den Schnee weitflächig plattdrückt. Die Schneedecke ist nun also überall auf die gleiche Höhe zusammengepresst und die von dir gezogene Spur ist nicht mehr sichtbar. Nun kannst du ohne zusätzlichen Kraftaufwand jederzeit eine beliebige andere Spur wählen, um voranzukommen.

Stelle dir nun vor, die von dir gelegte ursprüngliche Spur durch den Schnee entspräche deinen schlechten Denk-, Fühl- oder Handlungsgewohnheiten, aus denen du nicht mehr herauskommst, weil dich dies zu viel Kraft kosten würde. Die Einnahme eines Psychedelikums entspräche dann der Pistenraupe, die es dir vorübergehend ermöglicht, deine Spur (=Gewohnheit) zu verlassen und neue Wege des Denkens, Fühlens und Handelns einzuschlagen.“

Diese Metapher soll dabei helfen, die absolut erstaunlichen Forschungsergebnisse zu Psychedelika zu erklären.

Welche therapeutischen Wirkungen von Psychedelika sind derzeit wissenschaftlich belegt:

Hierfür einige Beispiele, die du jederzeit im Internet überprüfen kannst.

Studien mit LSD, psilocybinhaltigen Pilzen, DMT und Ketamin zeigen, dass drogeninduzierte Erfahrungen nicht nur intensiv sind, sondern ebenfalls nachhaltige positive Veränderungen in der Persönlichkeit und im Leben eines Menschen bewirken können. So konnten inzwischen folgende langfristige Wirkungen auf die Persönlichkeit nachgewiesen werden:

1. Psilocybin bei Depression und Angst

Studie: Griffiths et al. (2016), Johns Hopkins University

Stichprobe: 51 Patienten mit lebensbedrohlicher Krebsdiagnose

Substanz: Psilocybin (hochdosiert)

Ergebnisse: 80 % erlebten signifikante Reduktion von Angst und Depression; die Wirkung hielt bei vielen über 6 Monate an; viele bezeichneten die Erfahrung als eine der bedeutendsten ihres Lebens

Studie: Carhart-Harris et al. (2021), Imperial College London

Stichprobe: Patienten mit behandlungsresistenter Depression (TRD)

Vergleich: Psilocybin (2 Sessions) vs. Escitalopram (SSRI)

Ergebnisse: beide Gruppen verbesserten sich, aber Psilocybin zeigte schnellere und tiefere Wirkung; deutlich mehr Patienten in der Psilocybin-Gruppe berichteten über emotionale Verarbeitung und Lebenssinn

2. MDMA bei posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS)

Studie: MAPS Phase-3-Studie (Mitchell et al., 2021)

Stichprobe: 90 Personen mit schwerer, chronischer PTBS

Behandlung: 3 MDMA-unterstützte Therapiesitzungen + Psychotherapie

Ergebnisse: 67 % erfüllten nach der Behandlung keine PTBS-Kriterien mehr; 88 % zeigten klinisch signifikante Verbesserung; keine schwerwiegenden Nebenwirkungen; → Studie ebnete den Weg zur möglichen FDA-Zulassung

3. Psychedelika bei Suchtstörungen

Studie: Johnson et al. (2014), Johns Hopkins (Raucherentwöhnung)

Stichprobe: Nikotinabhängige Menschen

Behandlung: Psilocybin + kognitive Verhaltenstherapie

Ergebnisse: 80 % Abstinenzrate nach 6 Monaten (vs. 35 % bei klassischen Methoden); mystische Erfahrung korrelierte mit langfristigem Erfolg

Studie: Bogenschutz et al. (2015), NYU (Alkoholabhängigkeit)

-Stichprobe: Alkoholkonsumstörung

Behandlung: Psilocybin + Motivierende Gesprächsführung

Ergebnisse: starker Rückgang des Alkoholkonsums; Effekte blieben über Monate stabil

4. Existenzielle Krise bei Schwerkranken

Studie: Ross et al. (2016), NYU

-Stichprobe: Krebspatienten mit Depression/Angst

Behandlung: Einmalige Psilocybin-Sitzung

Ergebnisse: 60–80 % Reduktion von Depressions- und Angstsymptomen; verbesserte Akzeptanz des Todes und Lebensqualität; Wirkung hielt über 6 Monate an

Die wissenschaftliche Datenlage ist heute somit bereits robust und wachsend: Psychedelika können – eingebettet in professionelle Begleitung – schnell, tief und nachhaltig psychisches Leiden lindern. Sie wirken nicht nur symptomatisch, sondern transformativ, oft durch eine emotionale oder mystische Selbsterfahrung.

Einige Hinweise zum Schluss:

  1. Wenn du eine mystische Erfahrung machen willst, sei dir folgender Fakten bewusst.Durch die Einnahme von Psychedelika ist es möglich, mystische Erfahrungen auszulösen, allerdings nur solche, die mit einem sehr hohem Aktivierungsgrad des Nervensystems in Folge einer massiven Störung der Homöostase bzw. der Selbstregulation des Organismus einhergehen. Studien konnten zeigen, dass etwa ein Drittel der Teilnehmer an einer Session mit hoch dosierten Psychedelika eine mystische Erfahrung machen.
  2. Psychedelische Erfahrungen können großartige Effekte auf dich haben, sind aber nicht das gleiche wie die sanften Erfahrungen, die durch tiefe meditative Versenkung ausgelöst werden. Vielmehr fegen sie wie ein Orkan durch dein Nervensystem, was auch äußerst beängstigend sein kann.
  3. Aus diesem Grund solltest du bereits über eine stabile Persönlichkeit verfügen, was in der Regel erst ab Mitte 20 der Fall ist. Wenn du noch jünger bist, warte lieber noch ein paar Jahre damit, sonst kann dich die psychedelische Erfahrung massiv aus dem Gleichgewicht bringen, dich traumatisieren oder schlimmstenfalls eine latente Psychose in dir aktivieren. Noch besser ist es, wenn du bereits dein tieferes Selbst gefunden hast, da deine Persönlichkeit dann bereits auf einem unerschütterlichen Fundament wurzelt.
  4. Achte unbedingt auf ein gutes Setting und einen guten Mindset. Nimm das Psychedelikum nie alleine oder mit den falschen Leuten und dosiere vor allem beim ersten Mal nicht zu hoch. Am besten suchst du im Internet nach erfahrenen Profis, die einen guten Ruf haben und dich sicher durch deine „Reise“ führen und begleiten.
  5. Achte darauf, dass du nach dem psychedelischen Erlebnis genug Raum und Zeit zur Integration der Selbigen hast. Hierfür bedarf es in der Regel intensiver Nachbesprechungen.
  6. Die oben genannten Psychedelika sind in Deutschland allesamt verboten und unterliegen dem Betäubungsmittelgesetz. Dennoch gibt es sowohl in Deutschland als auch in anderen Ländern die Möglichkeit, unter professioneller Begleitung psychedelische Erfahrungen zu machen.
  7. Psychedelika erzeugen keine psychische oder körperliche Abhängigkeit.

All dies soll keine Aufforderung dazu sein, eine psychedelische Erfahrung zu machen. Vielmehr möchte ich über eine Möglichkeit informieren, die auch von der wissenschaftlichen Forschung mehr und mehr Aufmerksamkeit erhält und immer mehr Anerkennung erfährt.

Mit besten Grüßen aus München,

Michael