Die 3 Arten von Problemen und Ladung

Einige der großen Fragen, die sich im Zusammenhang mit der Anwendung von Releasing Methoden stellen, drehen sich darum, wie dauerhaft oder tiefgreifend diese Methoden wirken:

„Wie lange hält das gute Gefühl, das ich am Ende eines Prozesses erlebe, an?“

„Reicht es, das Problem nur einmal zu bearbeiten oder kommt es nach einmaliger Behandlung wieder?“

„Wie oft muss ich das Thema bearbeiten, bis es für immer weg ist?“

„Wann ist das Problem endgültig beseitigt?“

All dies sind schwer zu beantwortende Fragen, da die Antwort darauf von vielen Faktoren abhängt, die zu Beginn der Bearbeitung nicht immer offensichtlich sind.

Die Erfahrung zeigt aber, dass einige Probleme tatsächlich nach nur einer Bearbeitung mit einer Releasing Methode dauerhaft verschwinden, dass manche erst nach wiederholter Bearbeitung beseitigt werden können und manche schier unlösbar erscheinen.

Dies wussten auch schon die Autoren der indischen Veden, die drei verschiedene Arten problematischer Muster (Verhaltensmuster, Erlebnismuster, Reaktionsmuster) beschrieben haben:

Zu 1. Jene Art von Problemen, die mit dem Rauch über einem Lagerfeuer verglichen werden, können schnell und leicht beseitigt werden. Hierfür bedarf es nur eines geringen Aufwands bzw. einen starken Luftzug, wie er z.B. durch einen Blasebalg, einen Windstoß oder einen Fächer erzeugt werden kann.

Dies entspricht genau jenen Problemen, die wie auf wundersame Weise nach einer einzigen Anwendung einer Releasing Methode einfach verschwunden sind. Und für all jene, die mit KlientInnen arbeiten, ist es eine große Freude, die Erleichterung zu mitzuerleben, die der Klient am Ende einer Sitzung an einem Problem dieser Kategorie erfährt.

Zu 2. Für die Beseitigung der zweiten Art von Problemen, die mit dem in einer Pfanne angebrannten Essen verglichen werden, bedarf es hingegen schon weitaus mehr Anstrengung. Wie wir alle wissen, muss die Pfanne hierfür intensiv geschrubbt bzw. mit größerer Intensität und Beharrlichkeit gereinigt werden. Wenn man aber nicht aufgibt und lange genug putzt, wird das angebrannte Material aus der Pfanne irgendwann entfernt sein.

Dies entspricht jenen Problemen, an denen sich viele von uns über längere Zeiträume hin abarbeiten. Man bemerkt dann vielleicht nach jedem Prozess eine leichte Linderung der Problematik. Aber so richtig beseitigt ist das Problem dann erst nach vielen Anwendungen. In der Klientenarbeit kann dies manchmal frustrierend sein, insbesondere, wenn der Klient ungeduldig ist und das Vertrauen in die Methode verliert, bevor das Problem beseitigt ist.

Zu 3. Besonders unangenehm und für uns als Anwender frustrierend sind aber die dritte Art von Problemen, nämlich jene, die mit einem Fötus im Mutterleib verglichen werden. Der Fötus bleibt nämlich solange im Mutterleib, bis die Schwangerschaft vorbei ist und er in die Welt geboren wird. Die Dauer der Schwangerschaft ist dabei von der Natur vorprogrammiert und kann nicht beliebig verkürzt werden, ohne dass dies massive Konsequenzen für die Mutter und das Kind haben würde.

Dies sind jene Probleme, an denen wir prozessieren können, so viel wir wollen, sie lassen sich einfach nicht beseitigen. Wichtig scheint es aber zu sein, trotzdem an ihnen zu arbeiten, da der Fötus im Mutterleib ja auch permanent vom Körper der Mutter genährt wird, um dann, wenn die Zeit reif ist, geboren zu werden. Wenn wir also an diesen Themen dranbleiben und auf eine Änderung hinarbeiten, kommt eines Tages der Zeitpunkt, an dem das Problem verschwindet, auch wenn wir diesen Zeitpunkt nicht beschleunigen können. Ohne innere Arbeit wird das Problem aber möglicherweise niemals verschwinden. Deshalb lohnt es sich auf jeden Fall, nicht aufzugeben.

In der Klientenarbeit muss man sich bei derartigen Problemen aber leider geschlagen geben und sollte es dringend vermeiden, dem Klienten falsche Versprechungen auf eine schnelle Heilung zu machen.

Die unangenehme Seite des ganzen ist natürlich, dass wir, wenn wir damit beginnen ein Problem zu bearbeiten, nicht wirklich wissen können, in welche Kategorie das Problem fällt. So kann es zu Fehleinschätzungen und Frustration kommen. Aus diesem Grund ist es wertvoll, die 3 verschiedenen Problemtypen zu kennen. Meiner Erfahrung nach fallen akute Probleme und singuläre Traumata in den meisten Fällen in die erste Problemkategorie, während chronische Probleme eher den Kategorien 2 und 3 zugeordnet werden können.

Wenn man ein Problem der Kategorie 2 oder 3 im eigenen Leben identifiziert hat, bedeutet dies jedoch nicht automatisch, dass man darüber für den Rest seines Leben leiden muss. Um das Leiden zu lindern oder gar völlig zu beseitigen, muss man sich mit diesem Problem jedoch aussöhnen. Denn wenn man es als Teil des eigenen Lebens akzeptieren lernt und Frieden damit schließt, dieses Problem möglicherweise für immer zu haben, dann hört es auf ein Problem zu sein. Dies ist zwar sicher nicht immer leicht, aber in den meisten Fällen durchaus möglich. Und auch hierbei kann uns die Anwendung von Releasing Methoden eine große Hilfe sein.