Die Glücksforschung hat herausgefunden, dass sich glückliche Menschen von Unglücklichen unter anderem dadurch unterscheiden, dass erstere auch in frustrierenden und leidvollen Erfahrungen wie z.B. Misserfolgen oder Unglücken positive Aspekte für ihr Leben erkennen können.
Diese eher ganzheitliche Sicht auf die Ereignisse birgt mehrere Vorteile.
So verlieren wir im Angesicht von Widrigkeiten nicht so schnell den Mut, unser Selbstvertrauen und unser Selbstwertgefühl.
Wir deuten unerwünschte Erfahrungen weniger als Probleme, sondern eher als Herausforderungen oder Lernerfahrungen.
Wir erhalten ein vollständigeres und wahrheitsgemäßeres Bild der Situation, da es aus einer höheren Perspektive nichts gibt, das ausschließlich schlecht oder gut ist.
Denn was passiert in der Regel, wenn uns ein vermeindliches Unglück widerfährt?
Wir sind frustriert, vielleicht verzweifelt oder wütend, fühlen uns jedoch auf jeden Fall als Opfer der Umstände bzw. anderer Personen. Wir rutschen also vorübergehend in die Identität eines Opfers und können aus dieser Perspektive auch nur diejenigen Aspekte der Situation wahrnehmen, die die Opferrolle bestätigen.
Sobald es uns jedoch gelingt, die Opferrolle zu verlassen, stehen uns wieder andere Sichtweisen und Perspektiven offen und wir fühlen uns natürlich auch wieder besser.
Zwei einfache Möglichkeiten, auch im Angesicht von Leid einen solchen Perspektivenwechsel zu vollziehen bestehen darin, dass wir uns
- ins Bewusstsein rufen, dass alles auch noch viel Schlimmer hätte kommen können und
- mit Menschen vergleichen, die wesentlich mehr Pech hatten als wir.
Indem wir uns ausmalen, was sonst noch alles hätte passieren können und um wieviel schlimmer es anderen Menschen ergangen ist, können wir die emotionlen Auswirkungen unglücklicher Ereignisse oder Phasen mildern und kommen somit besser mit Pech und leidvollen Erfahrungen klar. Indem wir das Glück im Unglück sehen, können wir das Abgleiten in die Opferrolle und die damit einhergehenden negativen Gefühle weitgehend vermeiden.
Nun gibt es Stimmen, die einwenden, dass das Erkennen von Vorteilen, die sich aus negativen Lebensereignissen ergeben, nichts anderes ist als Wunschdenken bzw. Schönrederei. Dies ist jedoch nicht der Fall. So konnte die Forschung zeigen, dass gerade das Überwinden von besonders leidvollen Erfahrungen eine Vielzahl positiver Auswirkungen auf uns haben kann.
So entwickeln Menschen, die eine ernste körperliche Krankheit überwunden haben, z.B. im Durchschnitt mehr Tapferkeit, Neugier, Fairness, Humor und Wertschätzung von Schönheit. Die Bewältigung von traumatischen Erfahrungen wiederum führt zudem häufig zu mehr Dankbarkeit, Hoffnung, Freundlichkeit und Teamfähigkeit.
Probiere es aber einfach einmal aus. Wenn du das nächste Mal etwas erlebst, das dich ärgert oder frustriert, denke für eine Weile über die positiven Aspekte des Ereignisses nach. Stelle dir dabei folgende Fragen:
Für was könnte dieses Ereignis gut gewesen sein?
Was könnte ich aus diesem Ereignis für die Zukunft lernen?
Falls dieses Ereignis eine wertvolle Botschaft für mich hätte, wie könnte diese lauten?
Falls mich dieses Ereignis auf eine Entwicklungsaufgabe hinweisen wollte, welche würde dies sein?
Eine wundervolle Möglichkeit, die Suche nach dem Guten im Schlechten methodisch umzusetzen und in das eigene Leben zu integrieren ist in diesem Zusammenhang die Technik „Ende der Worte“ von Ivana Tomanovic.
Mit ihrer Hilfe kann man sich in wenigen Minuten aus der Opferrolle befreien und eine Vielzahl positiver Aspekte in vermeintlich negativen Ereignissen entdecken.
Da ich diese Methode bereits ausführlich in meinem Buch „Jenseits der Polaritäten“ beschrieben habe, möchte ich an dieser Stelle nur auf die Lektüre desselben hinweisen.
Zum Buch: Jenseits der Polaritäten